Von der HSG an die Töpferscheibe: Joel Adank von Atelier Agave startet mit Keramik durch und gibt Tipps, wie man Speisen schön arrangiert. Das kann er nämlich auch.
Als ich Joel Adank erwische, sitzt er gerade im Auto und liefert 320 Tassen nach Burgdorf aus. Ein guter Moment, um in den geschäftigen Monaten vor Weihnachten mit dem 33-Jährigen zu plaudern. Vor drei Jahren lancierte er beim Zürcher Weihnachtsdorf am Bellevue seine Geschirrmarke Atelier Agave. Ein Jahr davor begann er mit Töpfern.
Joel, du hast an der HSG St. Gallen studiert. Nicht gerade der Werdegang, den man sich bei einem kreativen Menschen vorstellt.
Das Studium hat mich inhaltlich interessiert, ich wusste aber schon immer, dass ich später ein eigenes Projekt haben will. Während des Studiums habe ich gefilmt und fotografiert, zusammen mit meiner Partnerin startete ich den Food-Blog „Kochen unter 5 Franken“ und ich habe wohl um die 400 Rezepte inszeniert und fotografiert.
Mit Atelier Agave bist du an Weihnachtsmärkten und Messen unterwegs, darunter auch an DesignSchenken in Luzern. Den ganzen Tag an einem Stand zu stehen ist ein Knochenjob. Was braucht es, um darin gut zu sein?
Mir fällt es recht leicht, ich kenne alle meine Produkte sehr gut; ich gestalte sie alle von Grund auf – ich muss mir am Stand keine Geschichten ausdenken.
Wie entwickelst du deine Stücke?
Zu Beginn steht immer ein Bedürfnis, für das ich eine eigene Lösung finden möchte. Zuerst fertige ich Skizzen an, dann setze ich mich an die Töpferscheibe. In meinem Atelier kann ich alles von A bis Z selber machen. Das fertige Stück kommt erst zu mir nach Hause. Im Alltag merke ich schnell, ob zum Beispiel eine Müesli-Schale funktioniert – oder ob die Haferflocken in den Rillen hängen bleiben. Oft testen zudem Küchenchefs meine Prototypen. In der Gastronomie unterscheiden sich nochmals die Bedürfnisse, zum Beispiel zählt das Gewicht und ob das Geschirr stapelbar ist.
Bist du mit einem Stück zufrieden, geht es in Portugal in Produktion. Bei Portugal und Keramik fällt mir gleich Motel a Miio ein. Inspirierte dich diese Marke?
Motel a Miio steht für den Wandel von weissem Geschirr zu organischen Formen. Ich besuchte ihren Lieferanten in Portugal, dort wird nur noch ganz wenig von Hand gemacht. Mir ist eine handwerkliche Produktion wichtig. Aus meinem Original wird eine Form hergestellt: Tassen, Krüge, Vasen werden gegossen, Teller und Schüsseln gepresst. Dieses Giessverfahren machen auch kleine Töpfereien. Nach dem Giessen wird jedes Stück von Hand versäubert und glasiert. Jedes sieht etwas anders aus.
Was treibt dich an?
Ich liebe schöne Dinge! Für mich ist es das Höchste, wenn ein Küchenchef sagt, dass mein Geschirr die perfekte Leinwand für seine Gerichte ist. Oder jemand erzählt, wie er sein Müseli täglich aus meiner Schale isst. Dann habe ich alles erreicht!
Wie richtet man ein Gericht schön an?
Als Food-Fotograf kam ich immer wieder auf Grau- und Blautöne zurück, diese passen einfach gut. Deshalb ist meine Kollektion in diesen Farben gehalten. Der Teller sollte nicht vom Essen ablenken. Bei den Gerichten empfehle ich, mit Kontrastfarben zu arbeiten: Auf die Kürbissuppe kommt schwarzer Sesam, auf ein Risotto grüne Kräuter. Dann sieht ein Tisch hübsch aus, wenn er mit unterschiedlich grossen Schalen und Tellern gedeckt wird.