Fabienne Hubler: Fabelhafte Stempel

Einen Stempel bekommt man selten gerne aufgedrückt. Ausser, er stammt von Fabienne Hubler. Bei einem Besuch in ihrer Werkstatt Fabelhafte Stempel in St. Gallen, kann man sich ab all den Motiven kaum satt sehen.

Ein bisschen ist der Besuch in Fabienne Hublers Werkstatt, wie ein Ausflug ins Schlaraffenland – zumindest, wenn einem der Anblick schöner Dinge den Puls steigen lässt.. Kommt dann noch das Sammlergen hinzu, ist man verloren. In einem Universum voller filigranen Muster, fotogenen Tieren und pittoreskem Gemüse.

Muster aus alten Büchern

Jedes der Motive wird von Fabienne Hubler mit viel Liebe fürs Detail ausgewählt. Viele ihrer Schätze findet sie in lizenzfreien Illustrationskollektionen, manchmal tut es ihr auch ein spezieller Bucheinband an. Dann kopiert sie das Muster, vergrössert es am Computer und macht daraus einen Stempel. Klingt eigentlich ganz simpel, braucht aber natürlich sehr viel mehr Arbeitsschritte.

«Die erste Hürde bestand darin, die richtigen Maschinen aufzutreiben», sagt Fabienne Hubler. Sie telefonierte dafür bis nach Indien. Danach brachte sie sich vieles selber bei – die Basics lernte sie in einem zweitägigen Crashkurs in New York. Dort entdeckte sie nämlich während ihren Ferien den kleinen Stempelshop Casey Rubber Stamps und fragte den Besitzer, ob er ihr das Handwerk beibringen könnte.

Mister Casey erkläre ihr die wichtigsten Arbeitsschritte: Zuerst muss man das Objekt spiegelverkehrt abpausen, danach wird es auf Film belichtet und auf eine Klischeeplatte gebracht, dann kommt alles auf eine Bakelitplatte, erst danach auf Gummi und endlich hat man den Stempelabdruck.

Ein zweitägiger Crashkurs in New York musste reichen

Zu Hause lief vieles schief: ganze Gummiplatten wurden brüchig, die Konturen der Motive waren nicht scharf genug und die Maschinen mussten richtig eingestellt werden. «Ein ständiges Pröbeln», sagt Fabienne Hubler. Dafür freut sie sich auch heute noch, wenn eine Platte voller neuer Stempeldesigns gelungen ist.

Noch ganz heiss entnimmt sie diese dem Ofen, immer mit Handschuhen. Ist die Platte ausgekühlt, geht es ans Ausschneiden. Diese «Pinggeli-Arbeit» mache ich am liebsten. Manchmal auch am Abend vor dem TV. «Hölzlen» hingegen, ist nicht so ihr Ding. Dazu sägt sie die Leisten in die richtige Grösse. Davor drückt sie auf der Vorderseite die Motive auf, damit man sofort erkennt, um welchen Stempel es sich handelt.

Das erste Motiv war ein Poulet und wollte einfach nicht richtig gelingen. Vielleicht, weil Fabienne Hubler schon seit ihrer Kindheit Vegetarierin ist? «Mein Lieblingsmotiv ist die Artischocke-Blume, 6 auf 10 Zentimeter gross. Ich bin jedes Mal erstaunt, wie detailgetreu das Abbild wird», sagt sie. Auch die feinste Linie sieht man. Mit dem grossen Stempel kann man gut sein eigenes Weihnachtspapier kreieren oder Grusskarten bestempeln.

Auf Wunsch macht Fabienne Hubler auch individuelle Motive zum Stempel. Zum Beispiel Firmenlogos (wie das von merz und moritz) oder Kinderzeichnungen (übrigens die beste Idee für eine schnelle und kreative Weihnachtskartenproduktion). Auch ein Selfie kann auf diese Weise stilvoll von der digitalen in die analoge Welt transformiert werden. Es gibt wohl keine schönere Art, als so jemandem seinen Stempel aufzudrücken 😉

Stempel individualisieren

Nicht nur die Herstellung, auch das Stempeln selber braucht Geduld. Also atmet man ein paarmal ein und aus. Setzt den Stempel aufs Kissen und ruckelt mit Druck ein bisschen hin und her. Nur wenn man sich Zeit nimmt, gelingt der perfekte Abdruck. «Am besten drückt man den Stempel ein paar Sekunden ziemlich fest aufs Papier», sagt Fabienne Hubler. Und dann braucht es nur noch eine ruhige Hand.

Auf jede Gummiplatte kommen so viele Motive wie möglich. Danach wird alles von Hand exakt ausgeschnitten.

Fabelhafte Stempel bei merz und moritz:

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