Franziska Binz: Sammlerin alltäglicher Schönheiten

Grafikdesignerin Franziska Binz in ihrem Atelier in EmmenbrückeGrafikdesignerin Franziska Binz in ihrem Atelier in Emmenbrücke

Die Kartenserien und Poster von Franziska Binz entstehen intuitiv. Die grafische Gestalterin ist eine Sammlerin alltäglicher Schönheiten. Sie verwandelt Papierresten in Fabeltiere oder fotografiert winzige Pflanzen in nordischen Landschaften.

Die Arbeiten von Franziska Binz entstehen immer aus dem Bauch heraus. «Ich entwerfe ohne Ziel und Druck – konzeptlos», sagt sie. Und schiebt fast etwas entschuldigend hinterher: «Was ja heutzutage eher als ein No-Go gilt.» Franziska Binz lebt in Luzern. Sie ist visuelle Gestalterin, Grafikerin und arbeitet als Kindergärtnerin. «Diese Freiheit (WELCHE? MEHRERE JOBS?) kann ich mir nehmen, da ich nicht von meinen Karten und Postern lebe. Ich habe Spass an meinen Sachen und bin glücklich, wenn sie anderen Menschen Freude bereiten.»

Wir treffen uns in ihrem Atelier in Emmenbrücke, in einem ehemaligen Stellwerkhaus der SBB. Blickt man aus den Fenstern, sieht man wahlweise an den Pilatus, mal zur Reuss – oder die vielbefahrene Autobahnzufahrt. In der Luzerner Agglomeration treffen Beton und Natur oft unerwartet aufeinander. Die Räume im zweiten Stock werden seit ein paar Jahren von kreativen Menschen belebt – Grafiker*innen, Illustrator*innen, Künstler*innen, einer Architektin. 

Als Besucherin fällt man mit der Tür gleich in die Küche. Sie ist nach ateliertypischer Manier bestückt: eine italienische Espressokannen steht auf einer portablen Kochplatte, im offenen Regal trifft sich eine bunte, aufgeräumte Sammlung von Tassen und Tellern und in einer Ecke steht eine Zimmerpalme. Am grossen Tisch wird gerade gegessen, es ist kurz nach Mittag.

Ein einfaches getrocknetes Blättchen wird zum Objekt

Franziska Arbeitsplatz befindet sich in einem Art Zwischenstockwerk. Ihre Karten und Poster stehen gerollt oder verpackt in Kisten neben dem Pult. Meist entwirft sie jedes Jahr eine neue Kartenserie. Ausgangspunkt ist oft «Abfall», der bei anderen Arbeiten und Aufträgen anfällt. Die Fabeltiere zum Beispiel sind aus Schnipseln und Papierresten von Bildern eines anderen Künstlers entstanden. Diese Zufälligkeit machen Franziska Binzs Arbeiten aus. Sie ist eine Sammlerin und hat ein Auge für die Schönheit im Kleinen und Alltäglichen. Kostproben dafür findet man an ihrem Arbeitsplatz: ein getrocknetes Blättchen, alleine und mit einer Nadel auf ein Blatt gepinnt, wird zum Objekt. Wie ein quadratisches, bedrucktes Papierchen, das irgendwann auf einem Teller unter einem Glacé-Coup in einem Restaurant gelegen haben muss.

Wie die Kartenserie nord entstand

Ein Sammeln war auch die Arbeit an der Kartenserie Nord: Im Sommer 2017 reiste Franziska mit ihrem Partner und einem gemieteten Bus nach Norwegen. Die praktisch menschenleeren, kargen Landschaften begeisterten sie. «Die Farben der Natur – zum Beispiel wenn es eben erst geregnet hat – flashten mich. Noch bevor ich die erste Foto gemacht hatte, wusste ich, dass ich eine Kartenserie mit dem Namen Nord machen werde.» Auch in dieser Arbeit zeigt sich wieder Franziskas Liebe für die Schönheit im Kleinen. Sie hat viele Stunden ihrer Ferien kriechend verbracht, die Kamera in der Hand. Die Kargheit der nordischen Natur ist nur sehr vordergründig. Sobald man nah genug zum Boden geht und sich der Fauna mit ihren Pionierpflanzen und Moosen widmet, öffnen sich Wunderwelten. 

Franziska Binz bei merz und moritz:

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