Goldiger Schlüssel: Wie das Brillenband wieder Trend wird

Miriam Schlüssel und Nina Goldiger vom Atelier Goldiger Schlüssel

Das Brillenband feiert sein Revival. Miriam und Nina vom Atelier Goldiger Schlüssel haben diesen Trend schon lange sehen kommen. Obwohl sie sich anfangs anhören mussten, das sei ein Produkt für alte Menschen…

«Goldiger Schlüssel», schrieb Nina neben die Klingel – und kreierte damit gleich den Namen ihres zukünftigen Labels. «Unsere Nachnamen harmonierten so gut, wir konnten gar nicht anders», erinnert sich Miriam, die zweite Hälfte des kreativen Duos aus Luzern. Bloss, was genau im Atelier Goldiger Schlüssel hergestellt werden sollte, das war noch offen.

Das erste Atelier im «Himmelreich»

Im Sommer 2015 schlossen die beiden Freundinnen ihr Studium an der Hochschule Luzern ab – Nina Goldiger als Produkt-, Miriam Schlüssel als Textildesignerin. Kennengelernt hatten sie sich in einem Italienischkurs an der Schule. «Uns verband, dass wir schon während des Studiums den Drang hatten Produkte herzustellen und zu verkaufen», erzählt Miriam. Das «Himmelreich», eine Zwischennutzung mitten in der Stadt, bot ihnen die perfekt Kulisse für ein erstes eigenes Atelier. In der riesige, dem Abbruch geweihten Wohnsiedlung war damals alles möglich. Wenn auch nur alles auf Zeit.

«Wichtig ist mir, dass unsere Produkte praktisch sind, einen gewissen Witz haben und vor allem auch uns selbst gefallen.»

MIriam Schlüssel, Textildesignerin

Im «Himmelreich» entstand das erste Produkt des Atelier Goldiger Schlüssel. Eine Bekannte lieferte die Idee: «Mach doch mal ein Brillenbändchen, das wäre cool. Die kann man nirgends kaufen», fand sie. Die ersten Stücke gingen rasch an junge und hippe Kunden weg. Eher verhalten reagierten jedoch die Optikergeschäfte. Ein altmodisches Produkt sei dies, hörten sie öfters.

Doch wie so vieles aus den 90erJahren feiert jetzt auch das Brillenband sein Revival. Im letzten Jahr verkauften Miriam und Nina rund 1500 Stück, dieses Jahren werden es wohl doppelt so viele sein. Die zuvor eher zurückhaltenden Geschäfte kommen nun selbst auf sie zu und fragen, ob sie nicht doch auch welche bestellen können.

Abends daheim am Küchentisch

Zu den Brillenbändern sind mit der Zeit Schwimmsäcke, Schlüsselanhänger, Lederportemonnaies und auch Schmuck hinzugekommen. Einzelne Produkte wie die Brillenbändchen aus Leder werden in der Stiftung Brändi hergestellt. Der grösste Teil ihres Sortiments machen Nina und Miriam jedoch immer noch selbst: Sie fädeln Holzperlen auf, klemmen Brillengummis und Quasten fest oder schneiden Kordeln zurecht. Oft auch nach Feierabends, zu Haus am Küchentisch. Das Atelier Goldiger Schlüssel ist für beide kein Vollzeitjob. Nina arbeitet als Grafikerin in einer Agentur, Miriam hat mit einem Freund eine Firma für Eventtechnik gegründet.

«Zu viel Inspiration von aussen empfinde ich eher hemmend, weil man schnell das Gefühl bekommt, dass es sowieso bereits alles gibt.»

Nina Goldiger, Produktdesignerin

Wenn möglich trifft sich das Atelier Goldiger Schlüssel einmal wöchentlich in Miriams Wohnung, wo sie ein Raum mit Nähmaschine, Arbeitstisch und Materiallager eingerichtet hat. Beide nähen oder basteln gern und pröbeln mit neuen Materialien herum. «Unsere Produkte sind nicht hochkomplex, sondern entstehen eher intuitiv», sagt Nina, «zu viel Inspiration von aussen empfinde ich eher hemmend, weil man schnell das Gefühl bekommt, dass es sowieso bereits alles gibt.» Und Miriam ergänzt: «Wichtig ist mir, dass unsere Produkte praktisch sind, einen gewissen Witz haben und vor allem auch uns selbst Freude machen.»

Das Atelier Goldiger Schlüssel bei merz und moritz

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