Von Bangalore nach Baden: Franziska und Damian Carnevale von Lili Pepper haben sich einst in Indien kennengelernt. Heute verschönern sie mit ihren verspielten Heimtextilien unseren Alltag.
Man sollte öfters mal nach Baden gehen. Ein paar Schritte raus aus dem Bahnhof und das Städtchen empfängt einen mit sommerlich entspannten Ambiente. Altstadthäuser, eingefasst von Wäldern und Weinbergen, schon alles sehr idyllisch hier! Vom Bahnhof sind es gemütliche fünf Minuten bis an die Bäderstrasse 24, wo sich das Geschäft und der Showroom von Lili Pepper befindet. Franziska Carnevale ist bereits hier, etwas später wird auch ihr Mann Damian mit Pudel Josie eintreffen. Es ist Montag und das Geschäft eigentlich geschlossen, doch wenn spontan Passantinnen durch die offene Türe eintreten, ist das auch in Ordnung. «Samstags ist immer offen, sonst einfach, wenn wir da sind», so die Öffnungszeiten.
Die Welt von Lili Pepper
Im September 2019 haben Franziska und Damian den Laden übernommen und während drei Monaten umgebaut. Am grossen Tisch in der Mitte des Raums gibt Franziska ihre Block-Print-Kurse. Sie empfangen hier ihre Kunden und bieten ihr komplettes Heimtextilien-Sortiment an, ergänzt mit Produkte von anderen Labels. Im hübschen, hellen Geschäft, wird einem erst so richtig bewusst, wie vielfältig die Marke Lili Pepper ist. An den Wänden hängen gewobene Teppiche mit grafischen Mustern, in der Stick-Technik gefertigt sind die riesigen Kissen für das Wohnzimmer. Es gibt gewobene Waffeltücher in Karo-Muster oder Bademäntel im Kimono-Stil mit Blockprints. Und natürlich die Lili Pepper-Necessaires, mit denen 2010 alles begann.
Von Bangalore nach Baden
Franziska und Damian – sie ist Textildesignerin, er Textilkaufmann – arbeiten beide nach ihrem Studium beim Unternehmen Remei, das für Firmen wie Coop Naturaline oder Mammut nachhaltige Textilien produzieren lässt. «Nach sechs Jahren suchte ich mir eine kreativere Tätigkeit», erzählt Franziska. Sie kündigt, nimmt einen Job bei einer Kinderkleiderfirma in Indien an – und trifft dort wieder auf Damian, der mittlerweile in Bangalore seine eigene Textilfirma beyond Textiles gegründet hat. In Indien verlieben sich die beiden ineinander. Und merken, dass sie auch beruflich harmonieren. Gemeinsam entwickeln für Kunden wie Interio, Pfister, Manor oder Globus Heimtextil-Kollektionen. Die Einkäufer aus der Schweiz kommen gern bei den Carnevales vorbei, der Showroom befindet sich in einem hübschen Bungalow im Grünen, draussen auf der Terrasse sitzend lassen sich die Kollektionen besonders angenehm besprechen.
Daneben wächst die Familie: Franziska und Damian bekommen drei Buben. Als der Älteste ins Schulalter kommt, ziehen sie 2018 wieder in die Schweiz und leiten ihre Firma fortan von hier aus. «Ohne Kinder würden wir wohl immer noch in Indien leben. Aber mit unseren drei Buben wurde es, je älter sie wurden, immer komplizierter. Man kann in Indien Kinder nicht einfach alleine aus dem Haus lassen, ihre Bewegungsfreiheit war sehr eingeschränkt», erzählt Franziska.
“Das machen, was uns persönlich gefällt”
Lili Pepper war anfangs vor allem ein Liebhaber-Projekt, das Franziska ab 2010 neben ihren Kundenaufträgen in Indien verfolgte. «Mir schwebte ein eigenes Label vor, bei dem wir nur das machen können, was uns persönlich gefällt.» Eines der ersten Produkte waren die Necessaires. Ihre Stoffmuster entwickelt Franziska von Hand auf Papier und nicht mit dem Computer, wie im Textildesign sonst üblich. «Ich male am liebsten abends zu Hause, wenn ich meine Ruhe habe.» Ihre Zeichnungen digitalisiert sie danach und je nach Anzahl Farben werden die Prints mit Siebdruck oder Digitaldruck auf Stoff gebracht.
Die Produktion der Textilien – vom Anbau der Bio-Baumwolle bis zum Nähen – passiert alles in Indien. Je nach Technik und Produkt etwa in Tamil Nadu, Rajasthan oder Bangalore. Damian reist jährlich zwei bis dreimal nach Indien, täglich sind sie in Kontakt mit den sieben Mitarbeitern in Bangalore, die die Produktion vor Ort betreuen. «Unsere Partner in den Lieferketten werden
regelmässig kontrolliert und verpflichten sich, hohe soziale und ökologische Standards zu erfüllen», sagt Damian.
Trouvaillen im Geschäft
Seit Franziska und Damian zurück in der Schweiz sind, ist Lili Pepper gewachsen. «Wir planen neue Sachen, zum Beispiel im Bereich Wellness und Bad, aber die Entwicklung geht bei uns sehr langsam voran – was aber auch gut ist», sagt Franziska. «Denn nur mit der Zeit merkt man, ob sich etwas wirklich bewährt.»
Oft steht am Anfang eine spezielle Handwerkstechnik oder Handwerkerinnen, die Damian bei seinen Geschäftsreisen unterwegs in Indien entdeckt und kennenlernt. Franziska steuert dann das Design bei und gemeinsam mit einem Lieferanten probieren sie ihre Ideen aus. Jüngstes Beispiel sind Leinen-Küchentücher, die von eine Kooperative in Kerala gewoben und danach von Frauen des Lambadi-Tribes mit Franziskas Zeichnungen bestickt werden. Wer diese Trouvaillen sehen und erstehen will, muss jedoch nach Baden fahren. Die Tücher und andere Kleinserien mit genauso spannenden Geschichten gibt es nur im Lili Pepper-Geschäft. «Etwas rar sein ist manchmal gar nicht schlecht», sagt Damian. Und wir finden: Ein Grund mehr für einen Ausflug nach Baden!
Lili Pepper bei merz und moritz
-
Necessaire35.00CHF – 45.00CHF