Beim Label Lilablum zeigt sich Foodwaste von seiner schönsten Seite. Gründerin Corina Rüegg färbt damit Textilien für ihre Necessaires, Taschen und Etuis.
Nach einem Gespräch mit Corina Rüegg bekommt das Gemüseschnippeln eine neue Bedeutung. Plötzlich hat das Häufchen Zwiebelschalen Potential, scheint für den Kompost viel zu schade. Denn jetzt weiss man: Richtig verwendet, kann man damit weissen Stoff in die unterschiedlichsten Nuancen von Gelb verwandeln. Bei Lilablum heissen die pflanzengefärbten Textilien dann Oro, Olive und Sand. Was schön klingt, sieht in diesem Fall auch so aus. Zart, schlicht, natürlich.
«Die Faszination der Farben hat mich angetrieben», sagt Corina Rüegg. Vor vier Jahren gründete sie ihr Label. Aus naturgefärbten Materialien fertigt die 38-Jährige Taschen, Necessaires und Etuis an. Am Anfang stellte sie ihre Produkte aus Secondhandstoffen her. Die Idee die Stoffe selber zu färben, kam von ihrem Sohn, welcher die Technik in der Schule lernte. «Ich fand das so toll, dass ich es auch gleich ausprobieren wollte».
Die ersten Versuche hat Corina Rüegg zu Hause in der Küche unternommen. Als Färbemittel kam das in den Topf, was sie gerade gefunden hat. Das Tomatenkraut aus dem Garten, die Brennnesseln und Baumrinden von Waldspaziergängen. Mit der Zeit lernte sie alle Finessen des Färbens. Zuerst wird der Stoff mit Alaun, einem Salz, gebeizt. Danach wird er etwa eine Stunde im Pflanzensud eingelegt. Je nach Material variiert die Farbe: Tomatenkraut erzeugt Grün, Blaukraut Graublau, Avocadoschalen ergibt ein Altrosa und Zwiebelschalen färben von Olive bis Ocker.
Pflanzengefärbte Textilien harmonieren immer. Da kann die Chemie nicht mithalten.
Bald wurde die heimische Küche zu klein und die gelernte Pharma-Assistentin mietete eine Industrieküche mit riesigen Töpfen. Dort konnte sie meterweise Stoff einlegen. Auch die Menge der benötigten Färbezutaten wurden mehr. Die Zwiebelschalen holte Corina Rüegg lange Zeit aus der Gefängnisküche in Winterthur ab, das Rüeblichrut bekam sie vom Bauer auf dem Wochenmarkt und die Eichenrinde ist Abfall aus einer Schreinerei. «Ein riesiger logistischer Aufwand», sagt sie. Um diesen zu reduzieren, tüftelt sie zusammen mit der Uni Innsbruck in Österreich seit längerem an der industriellen Färbung mit Pflanzen. Die Ergebnisse sind vielversprechend. «Ziel ist es, dass ich den naturgefärbten Stoff auch anderen zugänglich machen kann. Dafür muss ich aber grössere Mengen produzieren.»
Die Nachhaltigkeit steht bei Lilablum im Zentrum. Nicht nur die Ressourcen, auch der Stoff soll so umweltschonend wie möglich sein. «Ich wähle ökologische Labels wie GOTS und kurze Lieferwege», erklärt Corina Rüegg. So kommt der Bio-Baumwollstoff aus einer Weberei in Deutschland. Und die Leine aus Portugal. Zusammengenäht werden die Necessaires, Taschen und Etuis mittlerweile in verschiedenen sozialen Werkstätten in der Schweiz.
Corina Rüegg möchte Alltagsgegenstände herstellen, die Freude machen und von hoher Qualität sind. «Ich lebe selber in einer kleinen Wohnung und frage mich immer: Was schaffe ich mir an? Nur wenig zu brauchen, hat seinen Reiz und entschleunigt.» Bei der Farbauswahl verlässt sich die Designerin ganz auf die Natur. «Es ist spannend, egal welche Pflanze ich wähle, die unterschiedlichen Farben harmonieren immer miteinander. Da kann Chemie niemals mithalten.»
Lilablum bei merz und moritz
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