Susanne Schmid und Scout: Spürnase fürs Schöne

Susanne Schmid und ScoutFoto: Karin Heer

Bei den Scouts, den Pfadfindern, war Susanne Schmid zwar nie. Doch auch so passt der Name ihres Labels perfekt zu ihr. Die gebürtige Baslerin arbeitet leidenschaftlich gerne. Ständig hat sie irgendein neues Projekt am Laufen. Sie besitzt eine Spürnase fürs Schöne – und abenteuerlustig ist sie auch. 

Diesen Frühling war Susanne wieder für zehn Tage in Indien und Nepal unterwegs, um ihre Produzenten zu besuchen. Mai in Nordindien, das bedeuten Temperaturen weit über vierzig Grad. Hinzu kommen die üblichen Reisestrapazen, die das bevölkerungsreichste Land der Welt mit sich bringt. So können Fahrten im Taxi leicht doppelt so lange dauern wie geplant – oder fallen gleich ganz aus. Der Alltag in Indien besteht aus Unvorhersehbarem, im positiven wie im negativen Sinne. Susanne kennt – und vor allem – liebt solche Herausforderungen. 

Viele der Handwerksprodukte von Scout kommen aus Asien. Zu Nepal etwa verbindet Susanne eine langjährige Beziehung. 2005 reiste sie zum ersten Mal nach Kathmandu, nachdem sie den Zuschlag für ein von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) finanziertes Praktikum erhalten hatte. Bei einer Frauenrechtsorganisation soll sie helfen, den Absatz der selbst gewobenen Schals zu steigern. Susanne war damals 28 Jahre alt und hatte eben ihren Job bei einem grossen Schweizer Detailhandelsunternehmen gekündigt, wo sie als Textileinkäuferin tätig war.  «Ich befand mich in einer Sinnkrise und sehnte mich nach einer Arbeit, bei der ich Gutes bewirken kann», erinnert sie sich.

Für «Changemaker» spürte sie Produkte auf

In Nepal fühlte sich Susanne goldrichtig. Sie konnte bei der Women’s Foundation in Kathmandu ihre Leidenschaft fürs Kunsthandwerk voll ausleben. «Ich fand viel Potenzial vor. Das Atelier brauchte aber Unterstützung im Design, bei den Materialien und in der Farbgestaltung.» Nach dem Praktikum kehrte sie, vorerst zumindest, in ihr altes Leben zurück. Bis sie dann 2009 die Möglichkeit erhielt, in der Schweiz eine Ladenkette für nachhaltigen Lifestyle aufzubauen, den Changemaker, der inzwischen zehn Geschäfte in der Deutschschweiz betreibt. Die Schals der Women’s Foundation aus Nepal nahm sie ins Sortiment auf, zusammen mit vielen anderen Produkten, die sie in der Schweiz und auf der ganzen Welt aufspürte. 

Nach acht Jahren als Geschäftsführerin bei Changemaker war 2017 die Zeit reif für das eigene Label. Zu dieser Zeit führte ihr Lebenspartner Simon Wirth bereits in Zürich den Concept Store Einzelstück, der heute auch Filialen in Bern und Basel hat und von beiden geführt wird.   

Die Kollektion von Scout vereint traditionelles Handwerk wie Weben, Filzen, Töpfern oder Papierschöpfen mit modernem Design. Ihre Lieferanten sind kleine Produzenten, Familienunternehmen oder soziale Projekte, viele davon mit Fairtrade-Zertifikaten. Bei der Frage, was ihren Stil ausmacht, überlegt Susanne lange. «Persönlich mag ich das Unkonventionelle. Ich habe ein gutes Farbempfinden und weiss ziemlich genau, was bei den Kunden ankommt. Trends verfolge ich keine.» 

Die Scout-Kollektionen entstehen in enger Zusammenarbeit mit den Herstellern. Am besten geht das vor Ort, deshalb sind Geschäftsreisen wie jene diesen Frühling auch so wichtig. Auf dem Plan stand wie jedes Mal ein Besuch in der nordindischen Stadt Jaipur, die für Block-Prints und Schmuck bekannt ist. Ihr Schmuckproduzenten mit dem Susanne seit 2011 zusammenarbeitet, hat dort sein Atelier, wo sein Team die Schmuckstücke von A bis Z herstellt. Zum Treffen mit ihm bringt Susanne jeweils ihre neuen Ideen mit und kombiniert diese dann mit Elementen aus seiner eigenen Kollektion. «Meine Vorschläge sind immer viel reduzierter – langweiliger, würde wohl unser Lieferant sagen. Ginge es nach seinem Geschmack, würde er lieber mehrstöckige, opulente Ohrringe mit vielen Steinen für mich anfertigen», sagt Susanne und lacht.

Entdecke die Schmuckstücke von Susanne Schmid in unserem Shop. Auch die Baby-Strickdecken sind von ihrem Label.

Scout bei merz und moritz

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